Vol.2, No 6, 1999 pp. 153 - 155
NEW BOOKS REVIEW
BUCHBESPRECHUNGEN
PHILOSOPHIE IN SERBIEN
Dragan Jeremić: "O filozofiji kod Srba","Plato", Beograd, 1997.
SS.236.
Der ehemalige Professor für Aesthetik an der Philosophischen
Fakultät in Belgrad, Dragan Jeremić /geboren 1924, gestorben 1986/, beschäftigte
sich viele Jahre mit dem Erforschen der philosophischen Gedanken in Serbien.
Aus diesem Erforschen erfolgten zwei wichtige Bücher: 1/Aesthetik bei Serben
von Mittelalter bis zu Svetozar Marković/ Doktordissertation, 1970,
veröffentlicht 1989/ und 2/ Ueber Philosophie bei Serben /veröffentlich
in Fortsetzungen in der Zeitschrift "Savremenik" 1967/68, als Buch aber
1997/.
Ueber die Philosophie bei Serben haben viele serbische
Philosophen geschrieben. Das machten sie aber hauptsächlich unsystematisch
und unvollständig. Nur Professor Dr. Andrija B. K. Stojković schrieb systematisch
und veröffentlichte darüber zwei umfangreiche Bücher: Anfänge der Philosophie
bei Serben /1970/ und Entwicklung der Philosophie bei Serben /1972/. Wann
Jeremić seine Artikel über die Philosophie bei Serben in "Savremenik" schrieb,
die Bücher von A. Stojković wurden noch nicht veröffentlicht. So
behauptete Jeremić in der "Einleitung" in "Savremenik", da? über die Philosophie
bei Serben nur "ein wenig geschriseben" sei und da? das Geschriebene "veraltet
und unvollständig" sei.
Philosophie wurde ein Teil der serbischen Kultur im Mittelalter.
Die ersten Schriften in denen philosophischen Gedanken enthalten seien,
stammen von XIII Jahrhundert aus, nach der Begründung des serbischen
Staates durch Stefan Nemanja. Ueber diese mittelalterliche Periode der
Philosophie in Serbien seien die Untersuchungen erst im anfänglichen
Stadium. Es ist deswegen keine Ueberraschung, da? Jeremić der "mittelalterliche
Philosophie" in Serbien nur zwei Seiten gewidmet hatte. Er konstatierte
da? die Philosophie damals der Ideologie der orthodoxen Kirche unterworfen
und da? die philosophische Arbeit auf Uebersetzungen und Ueberarbeiten
begrenzt wurde. Als das Zentrum solcher Tätigkeiten hat er das Kloster
Hilandar /in Griechenland/ und die Schule in Resava angegeben. Der Priester
Dragolj war einer der Kopisten und Kompilatoren. Relativ mehr bekannt als
Denker und Schriftsteller ist Konstantin der Philosoph. Das philosophische
Denken in Serbien war damals unter dem starken Einfluss der Byzantinischen
Philosophie und besondern des Neuplatonismus. Jeremić hat diese Einflüsse
bei Rastko Petrović /der heilige Sawa/ und bei Domentijan bemerkt.
Der serbische Staat hat aber infolge des Durchbruchs
von Türken ins Europa zugrunde gegangen. Die Serben sind in der Sklaverei
bis zum Wiederherstellen des Staates mit Karađorđe /1804/ und Miloš
Obrenović /1815/ geblieben.
Die Entwicklung des modernen philosophischen Denkens
beginnt bie Serben mit Dositej Obradović /1739-1811/. Er kompilierte und
adaptierte Ideen der europeischen Aufklärer, zumeist im Geiste des Rationalismus
und Theismus.
Nach dem er ein wenig über die sogenannte Volksweisheit
schrieb, diskutierte Jeremić über die philosophischen Ideen der für due
serbische Kultur so wichtigen Persönlichkeiten wie: Vuk Karadžić und Petar
Petrović Njegoš. Als den der akademischen Philosphie nahen hielt er Uroš
Milanković /1800/1849/, der eigentlich unter dem Einflu? von Schelling
und Hegel war und seine Werke in deutscher Sprache veröffentlichte,
obwohl er sich der deutschen Philosophie widerstellte und eine slawische
Philosophie schaffen wollte.
In der Mitte des XIX Jahrhunderts waren die serbische
Philosophen Nachfolger von Kant und besonders unter dem Einflu? von W.
Krug: Jovan Stejić, Konstantin Branković und Mihail H. Ristić. Der letzte
verfasste sein eklektisches System der gesammten Philosophie /1858-60/.
K. Branković wurde der Verfasser einer Logik für die Hochschule.
Ungefähr gleichzeitig oder etwas später philosophierten
im Geiste des Hegelismus Dimitrije Matić und Alimpije Vasiljević. Später
billigten die beiden den Positivismus. Im Geiste des Positivismus philosophierte
in zweiter Hälfte des XIX Jahrhunderts Milan Kujundžić.
Die "reale Richtung" in der Philosophie, der Wissenschaft
und der Kunst vertraten fast gleichzeitig: Živojin Žujović und Svetozar
Marković. Sie waren unter dem Einflu? von russischen revolucionären Demokraten
und Sozialisten. Marković hatte auch die Ideen der Positivisten angenommen,
sowie den historischen Materialismus von Karl Marx.
In derselben Zeit wurde der Einflu? des Positivismus
immer stärker. Die Vertreter des Positivismus waren: Mihailo Vujić, der
Dichter Laza Kostić und Vasilije Vujić. Auf der Grundlage der positivistischen
Philosphie /von H. Spencer besonders/ hatte Božidar Knežević seine
Konzeption der Philospohie der Geschichte ausgearbeitet und in den Prinzipien
der Geschichte /1898 und 1901/, sowie in den Gedanken /1902/ dargestellt.
Im Anfang des XX Jahrhunderts vertraten die Mathematiker
Bogdan Gavrilović und Kosta Stojanović philosophische Auffassungen, die
sich als mechanistischer Materialismus bewerten. Und der Sozialdemokrat
Dragiša Đurić verband den naturwissenschaftlichen Positivismus mit dem
historischen Materialismus.
Über den grö?ten serbischen Philosophen Branislav Petronijević
sagte Jeremić, er sei "der einzige serbische Metaphysiker". Petronijević
veröffentlichte einige seiner Werke in deutscher Sprache. Seine Prinzipien
der Metaphysik haben wir jetzt auch in serbischer Sprache.
Als Philosophen die in der Philosophie Konzeptionen der
orthodoxen Kirche vertraten behandelt Jeremić die bekannten Denker: Nikolaj
Velimirović, Vladan Maksimović, Borislav Lorenc und Justin Popović.
Jeremić diskutiert und würdigt auch die philosophischen
Ansichten der serbischen Wissenschaftler wie: Jovan Cvijić, Mihailo Petrović
und Ivan Djaja. Beschäftete er sich mit der Rechtsphilosophie und deren
Vertreter: Živojin Perić, Slobodan Jovanović, Toma Živanović und Đorđe
Tasić. Von grö?erer Bedeutung sei T. Živanović, der einige seiner
Werke in französischer Sprache veröffentlichte und den ganzen System der
synthetischen Rechtsphilosophie /drei Bände: 1921, 1951, 1959/ geschaffen
hatte.
Als die bedeutenden serbischen Moralisten betrachtete
Jeremić, neben B. Knežević, Uroš Petrović, Miloš Perović und Ksenija Atanasijević,
deren "negative Ethik" als "fast unübertreflich" bewertete.
Seine Darstellung der gegenwärtigen bürgerlichen
Philosophie in Serbien endete Jeremić mit einem Rückblik auf serbische
Neukantianer /Svetomir Ristić, Nikola Popović und Milan Jovanović/, sowie
auf irrationalistische Ideologen der jugoslavischen Kultur /Miloš Đurić,
Vladimir Dvorniković, Vladimir Vujić und Prvoš Slankamenac/.
Ungefähr ein Drittel in seinem Buch widmete Jeremić der
Darstellung und Würdigung der marxistischen Philosophie, deren Anfänge
er bei Svetozar Marković findete. Als wichtigere Vertreter betonte er:
Dušan Popović und Dimitrije Tucović, die in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg
aktiv waren. Nach dem ersten Weltkrieg veröffentlichten ihre Werke marxisten:
Filip Filipović, Sima Marković, Ognjen Prica, Dušan Nedeljković und andere.
Jeremić weiste auch auf die Werke von Vojislav Vučković hin, der sich mit
der Aesthetik der Musik beschäftigte.
Viele Seiten in seinem Buch widmete Jeremić dem Marxismus
in "sozialistischen" Jugoslavien. Dabei unterschied er mehrere Phasen seiner
Entwicklung. Als Vertreter der marxistischen Philosophie in den Jahrzenten
nach dem zweiten Weltkrieg wurden von ihm: Bogdan Šešić, Vuko Pavićević,
Veljko Korać und Mihailo Marković hervorgehoben.
Im abschlissenden Teil des Buches konstatierte Jeremić,
dass von den serbischen Philosophen die "internationale Reputation" nur
Branislav Petronijević erwerben würde. Seiner Meinung nach seien die bedeutenden
serbischen Philosphen in übernationalem Sinne nur: Njegoš, Mihailo Petrović,
Toma Živanović, Božidar Knežević und Branislav Petronijević.
Einen schönen Nachwort zu diesem Buche hat Mirko Zurovac
geschrieben. Er würdigt hoch die Forschung von Dragan Jeremić, sowie sein
Buch.
Gligorije Zaječaranović